Peenemünde Compassion – Vernichtender Fortschritt
Konzertante Tanzperformance
Ein multimediales Gesamtkunstwerk bestehend aus
Butoh-Tanz
Butoh ist zeitgenössisches japanisches Körpertheater.
Butoh ist wild, still und unberechenbar.
Butoh ist ein Ventil, um Träume und Emotionen auszudrücken,
die im Alltag keinen Platz finden.
Butoh ruft die Erinnerung des Körpers wach. Der Körper hat
seine eigene Weisheit, jenseits vom biografischen Gedächtnis.
Butoh beinhaltet ein skurriles Bewegungstraining, das absichtlich geradlinigem Denken solange zuwider handelt, bis die Tanzenden mit dem Körper sehen lernen.
Butoh richtet alle Sinne nach Innen, in die Welt der vergessenen Träume…
Gesang
Yasuko Kozaki – Sopran
Ludwig von Beethoven – Klärchens Lied
Leonard Bernstein – Arias an Barcarolles
Hans Eisler – Kriegslied eines Kindes
Hans Eisler – Frühlingsrede an einem Baum im Hinterhaushof
Hans Eisler – Der Pflaumenbaum
Henryk Mikolaj Górecki – Aus der Symphonie Nr. 3 Symphonie der Klagelieder op. 36 2. Satz
Enrique Granados – La Maja dolorosa
Volkslied – Maikäfer, flieg
Axel Ruoff – Drei Lieder nach altjapanischen Gedichten
Viktor Ullmann – Arie des Mädchens
Viktor Ullmann – Berjoskele
Kurt Weill – Ballade. Vom ertrunkenen Mädchen
Klavier
am Klavier Cornelis Witthoefft
Johann Sebatian Bach
Ludwig van Beethoven
Karel Berman
Leonard Bernstein
Hanns Eisler
Henryk Mikolaj Górecki
Enrique Granados
Anton Reicha
Axel Ruoff
Viktor Ullmann
Kurt Weill
Videoprojektionen
Bildfolge:
Homo ludens
Hybris
Missachtung
Sadismus
Verzweiflung
Was tun wir jetzt?
Die Künstler bei diesem Projekt:
Der Butoh-Tänzer Seiji Tanaka
Die Sängerin Yasuko Kozaki
der Pianist Cornelis Witthoefft
der Filmemacher und Fotograf Günther Raupp
die Künstlerin Sibylle Duhm-Arnaudov
Das Konzept
Diese außergewöhnliche Performance vereint verschiedene Darstellungsformen aus den unterschiedlichen künstlerischen Bereichen von Gesang, Tanz und bildender Kunst. Zusammen mit der Verschmelzung klassischer und zeitgenössischer japanischer Kultur mit europäischer Tradition und Avantgarde entsteht daraus ein einmaliges, neues Kunstereignis.
Mit Seiji Tanaka, dem japanischen Butoh-Tänzer, Schüler des Butoh-Begründers Kazuo Ohno, mit Yasuko Kozaki, japanische Sopranistin und ehemaliges Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart, und mit Cornelis Witthoefft, renommierter Pianist, Musik- und vergleichender Literaturwissenschaftler, spürt Sibylle Duhm-Arnaudov der Grenze zwischen menschlichem Forscherdrang und menschlicher Zerstörungswut nach, deren Abgründen und Folgen. Jeder der beteiligten Künstler bewegt sich dabei in seinem eigenen künstlerischen Spektrum,im Zusammenspiel aber entsteht daraus etwas völlig Neues und Überraschendes.
Neben Improvisationen sind neue Lieder des Stuttgarter Komponisten Axel Ruoff zu erleben, der einige Jahre in Japan gelebt und gearbeitet hat. Seine Lieder greifen alte japanische Gedichte auf, die den Verlust eines Kindes aus Sicht der Mutter thematisieren. Diese Kompositionen entstanden unter dem Eindruck der Katastrophe von Fukushima.
Des weiteren sind Kompositionen u.a. von Kurt Weill, Hanns Eisler und Viktor Ullmann zu hören, die vor den Nationalsozialisten ins Exil flohen oder zu deren Opfern zählten und deren Werke unter den Nationalsozialisten zum Teil als „entartet“ galten. von Karel Berman erklingen Teile seiner autobiographischen Klaviersuite „1938-1945“. Er überlebte die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz und verarbeitete seine unsagbaren Erlebnisse in seinen Kompositionen.
Viktor Ullmann komponierte seine Oper „Der Kaiser von Atlantis“ im Konzentrationslager, deren Aufführung dort allerdings verboten wurde. 1944 wurde er in Auschwitz ermordet.
Wesentliche Akzente setzt auch das Bühnenbild, das mit Videoprojektionen von Günther Raupp die Energieströme im Kesselhaus des Kraftwerks Peenemünde auch im Theaterhaus in Stuttgart erlebbar macht, jenem energetischen Zentrum dieses Ortes, der wie kaum ein anderer ein Symbol für den Fortschritt und dessen Perversion ist.
Hintergrund
Den Anstoß zu dem Projekt gab die Beschäftigung mit dem Historisch-Technischen Museum auf dem Gelände der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Peenemünde, wo die Ausstellung „Imprinting History“ mit Arbeiten des spanischen Malers Gregorio Iglesias Mayo und des mexikanischen Druckgrafikers Miguel A. Aragon auf den Menschen hinter der Faszination Technik aufmerksam machen.
An diesem Ort ließen die Nationalsozialisten Massenvernichtungswaffen entwickeln, vor allem die V1 und V2, die als „Wunderwaffen“ dem längst verlorenen Krieg eine Wende geben sollten und wesentliches Element der nationalsozialistischen Durchhaltepropaganda waren. Die technischen Erfolge der Ingenieure unter Leitung Wernher von Brauns wurden nach 1945 zur Basis der internationalen Raumfahrt, als deren „Vater“ von Braun bis heute gilt.
Im Bezug auf den Zweiten Weltkrieg teilen Deutschland und Japan in vielerlei Hinsicht gleiche historische Erfahrungen: Beide Länder waren Verbündete im Zweiten Weltkrieg und wurden besiegt, in beiden litt die Zivilbevölkerung unter Zerstörung, Nachkriegselend und Traumatisierung. Darüber hinaus hat Japan bis heute durch die Katastrophe von Fukushima mit den Folgen unbeherrschbaren technischen Fortschritts zu kämpfen.
Butoh wiederum wird von seinen Begründern ausdrücklich als eine Reaktion auf die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki verstanden. Die seit 1959 von Kazuo Ohno und anderen entwickelte Variante des modernen Ausdruckstanzes, der auch Wurzeln in Kabuki- und No-Theater hat, ist wie kaum eine andere künstlerische Ausdrucksform geeignet, sowohl das Gute als auch die Abgründe menschlichen Lebens und Handelns zu erleben und bis zu ihren archetypischen Wurzeln zurückzuverfolgen.
Peenemünde Compassion – Hoffnung?
Konzertante Butoh-Tanzperformance
Nachdem die erste Fassung des Stücks sich mit dem Zusammenhang von Schöpfergeist und Vernichtungswut im Menschen beschäftigt hat, loten Sibylle Duhm-Arnaudov und Yasuko Kozaki diesmal die Möglichkeiten aus, dem Kreislauf von Schöpfergeist und Destruktion zu entrinnen.
Künstler bei dieser Produktion:
Yasuko Kozaki – Gesang
Seiji Tanaka – Butoh-Tanz
Noam Sivan – Klavier
Günther Raupp – Video
Sibylle Duhm-Arnaudov – Regie
Sibylle Duhm-Arnaudov / Yasuko Kozaki – Konzeption
- Aufführung im Theaterhaus Stuttgart am 15.02.2021, 20:15 Uhr
Dichter und die Liebe
West-östliche Gesangsperformance
- Uraufführung Schloß Stolpe auf Usedom 2019
- Aufführungen im Augustinum am Killesberg Stuttgart (bis auf Weiteres verschoben)
Unter anderem wird der Liederzyklus Dichterliebe, ein Gedichtzyklus von Heinrich Heine, vertont von Robert Schumann, konfrontiert mit Liedern aus Japan.
Aus der Perspektive beider Kulturen blicken die Künstler auf das elementarste der menschlichen Gefühle.
Klang und Inhalt werden gespiegelt durch Bilder aus der den Menschen umarmenden Natur.
Die Künstler bei dieser Produktion:
Yasuko Kozaki – Gesang
Cornelis Witthoefft – Klavier
Petra Hagelauer, Peter Lauck – Fotografie
Sibylle Duhm-Arnaudov – Bühne/Regie
Yasuko Kozaki/Sibylle Duhm-Arnaudov – Konzeption
Water Compassion
Konzertante Tanzperformance
Projektierte Aufführung im Ozeaneum Stralsund
Wasser, das Urelement unseres Planeten, ist in Gefahr.
Fortschritt und Vernichtung entstehen aus der selben Quelle, dem Schöpfergeist der Menschen. Radioaktive Abwässer , Lärm und Klimaerwärmung.
Eine nicht nur deutsch-japanische Bedrohung.
Wir spüren mit künstlerischen Mitteln den Zuständen in der Welt unserer Entstehung, den Meeren nach.