Du darfst nicht die Sonne besingen …?
Lied- und Videoperformance
Uraufführung 21.11.2022 – Theaterhaus Stuttgart
Die Künstler bei diesem Projekt:
Konzeption: Yasuko Kozaki und Sibylle Duhm-Arnaudov
Gesang: Yasuko Kozaki
Klavier: Cornelis Witthoefft
Bild: Sibylle Duhm-Arnaudov
Das Konzept
Die Lied-Video-Performance besteht aus fünf Bildern:
Zensur – Verfolgung – Exil – Vernichtung – Neues Leben
„Du darfst nicht die Sonne besingen“…?
Mit in die Form einer Fabel gegossener Kritik entrann Reiner Kunze in diesem Gedicht der Zensur in der DDR. Er drehte sogar den Spieß um. Der tschechische Komponist Karel Reiner macht das in seiner Vertonung hörbar.
Alle Dichter und Komponisten in dieser Performance haben der Verletzung ihrer Menschenrechte ihre Kreativität und ihren Schöpfergeist entgegengesetzt. Die ausgewählten Stücke sind im Exil, unter Zensur, unter Verfolgung, zum Teil in Theresienstadt und auf dem Hohenasperg und dann in der Zeit des „Danach“ z.B. auch in USA entstanden.
Den Bühnenhintergrund bildet eine filmische Collage, die in teils verfremdeter Form und teilweise dokumentarisch die „finsteren Zeiten“ der Entstehung der Stücke von Metternich bis hin in unsere beunruhigende Gegenwart sichtbar und erlebbar macht.
Die Lieder in dem neuen Stück sind zum Teil sehr schön und manche auch fast lustig. Das ist es ja gerade, was uns fasziniert! In der größten Not entstehen teilweise unglaublich schöne und auch fast friedvolle Werke. Wie z.B. in Theresienstadt Ullmanns Vertonung von Hölderlins Abendphantasie.
Andere, wie z.B. die Schubert-Lieder sind schon traurig, aber auch wütend, was ja letzten Endes sehr wohltuend ist.
Der Dichter , Komponist und Journalist Christian Friedrich Daniel Schubart, ein heftiger und scharfzüngiger Kritiker Herzog Carl Eugens hatte weniger Glück als Schiller. Er wurde in eine Falle gelockt, gefangen genommen und saß zehn Jahre unter anfänglicher Isolationshaft auf dem Hohenasperg in einer Zelle. Er machte seinem Zorn und seiner Trauer in Gedichten Luft.
Er hat diese auch selbst vertont und wir werden sie u.a. an diesem Abend zu Gehör bringen.
„Wir haben alles verloren,
Die Habe, das Gut und den Ruf.
Um uns hat sich niemand geschoren –
Sind wir zum Unglück geboren,
Obwohl auch uns ein Gott erschuf?“
Ernst Lothar (* 1890 in Brünn; † 1974 in Wien), aus „Ein Gedicht statt einer Ansprache“, bei der Weihnachtsfeier der geflüchteten Österreicher in Paris am 24. Dezember 1938 vorgetragen
Als Beitrag zum Projekt von Peter Grohmann „Dreißig Tage im November – Vom Wert der Menschenrechte“
Aus der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen:
Alle Menschen sind gleich an Würde und Rechten geboren
Jeder hat das Recht auf Gedanken-Gewissens- und Religionsfreiheit
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich
Jeder hat das Recht sich frei zu bewegen
Jeder hat das Recht auf Leben