„Im Auto über Land“ – Kästner und mehr …
Eine neue Lied-Video-Performance
Uraufführung Dezember 2023 in der Akademie für gesprochenes Wort
– im Rahmen der Reihe „Kultur am Nachmittag“ der Stadt Stuttgart
Die Künstler bei diesem Projekt:
Das Konzept
Mit Gedichten aus der Zeit zwischen den Weltkriegen und deren Vertonungen fächert sich ein literarisches, musikalisches und filmisches Kaleidoskop auf, das alle Sinne in seinen Bann zieht.
Die Parallelen der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts zu unserer heutigen Zeit werden spürbar.
Aber: Die Rollen der Menschen und des Automobils sind nicht mehr dieselben, oder doch? Es bleibt eine augenzwinkernde Faszination. Das Video liefert einen respektlosen Ritt durch das Kunstschaffen der Zeit und verirrt sich auch mal in frühere oder spätere Epochen.
Wir arbeiten mit der unverstärkten, menschlichen Stimme und dem klassischen Klavier, ohne elektronische Zutaten. Der direkte menschliche Kontakt zwischen Künstlern und Zuschauern in einem überschaubaren, aber sehr atmosphärischen Raum schafft direkte Kommunikation und Nähe für unser deutsches und japanisches Publikum. Die Bilder des Videos erlauben Verständnis über die verschiedenen Sprachen hinaus. Die Zuschauer finden in dem Programm alte Bekannte aus Dichtung, Musik und Kunstgeschichte wieder.
Ein besonderes Highlight des Programms sind vier Gedichte von Joachim Ringelnatz, die der Komponist Michio Mamiya (geb. 1929) ins Japanische übersetzt und vertont hat.
Eins davon ist das Gedicht
Im Park
Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen Baum
Still und verklärt wie im Traum.
Das war des Nachts elf Uhr zwei.
Und dann kam ich um vier
Morgens wieder vorbei,
Und da träumte noch immer das Tier.
Nun schlich ich mich leise – ich atmete kaum –
Gegen den Wind an den Baum,
Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips.
Und da war es aus Gips.
(Aus „Reisebriefe eines Artisten 1927“)
Wie schön, dass hier das Interesse hörbar wird, das ein japanischer Komponist an dem Humor eines deutschen Dichters entwickelt, und spannend, wie er dies in seinen Kompositionen umsetzt. Es ist fast ein literarisch-musikalischer Salto rückwärts, diese Lieder in der japanischen Übersetzung wieder in der Akademie für gesprochenes Wort in Stuttgart zu hören. So werden die Kompositionen selbst tatsächlich zu „Reisebriefen eines Artisten“.